„Kinder werden nicht erst zu Menschen – sie sind bereits welche“
Kennen Sie Janusz Korczak? Falls nicht, sind sie damit nicht allein. Er zählt zu den bedeutendsten Pädagogen und ist doch nicht annähernd so bekannt wie Maria Montessori oder Friedrich Fröbel. Dank seines außerordentlichen Engagements für demokratische Pädagogik und dem großen Respekt den er Kindern entgegenbrachte, gilt er auch als der „Vater der Kinderrechte“. Die Auseinandersetzung mit Korczaks Bild vom Kind regt zur Selbstreflexion an, lässt den Wert von Kinderrechten deutlich werden und ist nicht zuletzt herzerwärmend.
Er setzte sich für diejenigen ein, die wirklich keinerlei Lobby hatten und er wurde nicht müde zu betonen, dass das absolut selbstverständlich sein sollte.
„Kinder sollen so sein dürfen, wie sie sind. Sie haben das Recht, ihr Leben selbst zu bestimmen.“
1912 übernahm der 1878 oder 1879 als Henryk Goldszmit in Warschau geborene Arzt die Leitung eines jüdischen Waisenhauses, das 1940 in das Warschauer Ghetto umgesiedelt werden musste. Janus Korczak hinterließ als Schriftsteller (Pädagogisches Manifest: wie man ein Kind lieben soll) viele Anregungen und Gedanken zu einer „Pädagogik der Achtung“.
Auf Bildern oder Denkmälern sieht man ihn fast immer umringt von „seinen Kindern“, denn er begegnete Ihnen stets auf Augenhöhe, betrachtete sie als schützenswert und nahm sie ernst.
„Wie soll das Kind morgen leben können, wenn wir ihm heute kein bewusstes, verantwortungsvolles Leben ermöglichen?“
Über die Jahre hinweg schrieb Janusz Korczak zahlreiche Kinderbücher, war Redakteur der ersten Kinderzeitung der Welt (Kleine Rundschau) und arbeite beim polnischen Rundfunk mit der Sendung „Radio-Plaudereien des Alten Doktors“, in denen er mit Kindern sprach.
Er lebte seine Gedanken und Ideen, setzte gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Stefania Wilczyńska „Frau Stefa“ Grundrechte für Kinder in die Praxis um, indem er Formen des demokratischen Zusammenlebens mit Kindern erprobte, wie Kinderparlamente, ein Kameradschaftsgericht oder Gesetzbuch.
Dabei betonte er die Wichtigkeit von Regeln und Strukturen, betrachtete es jedoch als ebenso wichtig, dass Kinder bei der Vereinbarung der Regeln beteiligt werden. Grundlage war immer der Respekt vor dem Kind als vollwertigen Menschen und gleichzeitig die Wahrnehmung als hilfsbedürftig und schutzbedürftig aufgrund seiner mangelnden Erfahrung. Liebevolle Zuwendung begriff Korczak als unerlässliches Instrument der Pädagogik. So „muss man die Kinder lieben, sich um sie kümmern, bereit sein, sie vor der Ungerechtigkeit der Erwachsenenwelt zu schützen, ihnen die Möglichkeit geben, an die Wahrheit und Gerechtigkeit glauben zu können.“
Im August 1942 wurden die etwa 200 Kinder des Waisenhauses von der SS in das Vernichtungslager Treblinka deportiert. Korczak und Wilczyńska begleiteten sie, obwohl er sich selbst hätte retten können.
„Nicht mich will ich retten, sondern meine Idee.“