Workshop: Sprachliche Vielfalt in der Kita – als Quelle des Reichtums und Herausforderung
Referentin Anna Zitlau
Frau Zitlau ist Kindheitspädagogin und Sprachberaterin. Sie wuchs in Kasachstan auf und kam als junge Frau mit ihrer Familie nach Deutschland. In ihrem Workshop stand die sprachliche Vielfalt in den Kitas im Vordergrund. Durch die Migration von Flüchtlingen sind derzeit besonders viele Kinder unterschiedlicher Nation in den Kitas untergebracht. Viele Kinder können noch kein Deutsch oder es nur schlecht sprechen. Dies stellt eine große Herausforderung für die ErzieherInnen und auch für die anderen Kinder dar.
Frau Zitlau begrüßte die Teilnehmer zunächst interaktiv in einem „Guten-Morgen-Kreis“ auf verschiedenen Sprachen. Ein Guten Morgen Lied wurde von allen TeilnehmerInnen auf Albanisch, Russisch und Deutsch gesungen. Anschließend gab Frau Zitlau per Power Point Präsentationen den Workshopteilnehmern einen kurzen Einblick in die sprachliche Entwicklung von Kindern. Die Mehrsprachigkeit verglich sie mit einer Seerose. Man sieht nur den oberen Teil der Seerose, ihre Blüte, die im Wasser schwimmt. Genauso sieht man nur die aktuelle Sprache der Kinder. Die Wurzeln der Seerose bzw. das was eine Sprache ausmacht, bleibt ver- borgen und ist für uns nicht sichtbar. Aber je besser die Wurzel ausgebildet ist, desto besser ist das Wachstum und die Blüte.
Der Erwerb einer weiteren Sprache, zum Beispiel Deutsch, lässt sich als die Bildung eines Ablegers der Muttersprache darstellen. Auf der Basis der Wurzeln der Muttersprache kann sich bei günstigen Rahmenbedingungen auch eine zweite Sprache bzw. eine zweite wunderschöne Blüte entwickeln. Das Bild von der Blüte sollte man im Hinterkopf haben, wenn es um die Frage geht, wie man Kinder mit Migrationshintergrund gezielt fördern kann. Jahrzehntelang ging man davon aus, dass die Eltern zu Hause mit den Kindern Deutsch reden sollen, damit die Kinder die Sprache schnell lernen. Heute ist man davon überzeugt, dass die Kinder umso schneller die deutsche Sprache erlernen, je höher das Niveau ihrer Muttersprache ausgebildet ist.
Nach dem kurzen Input führte Frau Zitlau mit ihren Workshopteilnehmern ein Experiment durch. Sie erzählte ca. zehn Minuten den Teilnehmern in ihrer Muttersprache „russisch“ u.a. ein ganz bekanntes Märchen und forderte sie auf ein russisches Gedicht zu lernen. Sie sprach nur auf Russisch und erklärte nichts weiter auf Deutsch. Die Workshopteilnehmer verstanden natürlich nichts. Sie sollten durch dieses Experiment die Hilflosigkeit und Überforderung hautnah spüren, die die Kinder aus anderen Ländern tagtäglich erfahren. In einer anschließenden Gesprächsrunde wurde über die Gefühle gesprochen. Es wurde zusammen erarbeitet welche Herausforderungen die sprachliche Vielfalt für die Kinder selbst darstellt und welche Möglichkeiten die Erzieher haben, die sprachliche Vielfalt zur Quelle des Reichtums werden zu lassen. Bei den Herausforderungen für die Kinder wurden u.a. Angst und Versagensgefühle genannt. Erzieher können für die Kinder den Alltag erleichtern, wenn sie auf ihre Mimik und Gestik achten, mehr mit Bildern verdeutlichen (Bildkarten), Symbole verwenden, weniger reden und viel singen. Wichtig ist, dass die sprachliche Vielfalt nicht als Hindernis, sondern als Bereicherung und Chance angesehen wird.
Hier finden Sie die PowerPointPräsentation zum Workshop: