Beobachtung – Grundlage pädagogischen Handelns

Beobachtung – Grundlage pädagogischen Handelns

Beobachtung bedeutet für Pädagoginnen und Pädagogen vielperspektivische Beobachtung. Das heißt, das Kind wird aus verschiedenen Perspektiven und in unterschiedlichen Kontexten und Situationen gesehen.
Dabei ist der Anspruch von uns pädagogischen Fachkräften nicht nur das Kind zu betrachten, sondern auch uns selbst zu reflektieren. Folgende Fragestellungen sollten wir immer wieder an uns selbst stellen:

– Welche Sicht habe ich auf das Kind?
– Welche Ansätze prägen meinen Blick?
– Welche Vorurteile beeinflussen und beschränken mich?
– Spielen Effekte, wie „ich hab’s ja gewusst“, in meine pädagogische Arbeit hinein?

Eine rein objektive Beobachtung gibt es nicht. Aber durch die eigene, kritische Beobachtung und unterschiedliche Beobachtungsmethoden schaffen wir es, ein Stück weit objektiv zu werden. Dabei spielt insbesondere der Austausch im Team eine große Rolle, um sich selbst und die eigenen Herangehensweisen zu reflektieren. Aber auch der Austausch mit Eltern spielt eine wichtige Rolle, denn zu Hause verhalten sich Kinder oftmals anders als in der Einrichtung.

Beobachtungsverfahren

Die Beobachtungsverfahren unterschieden sich grob in zwei Kategorien:
zum einen die standardisierte-evaluierte Beobachtung, zum anderen die offene und freie Beobachtung.

Die standardisierte-evaluierte Beobachtung basiert unter anderem auf entwicklungspsychologischen Erkenntnissen. Standardisiert bedeutet in diesem Kontext, dass die Beobachtung des Kindes auf bestimmte Fragestellungen hin erfolgt und anschließend wissenschaftlich ausgewertet wird. Diesen Ansatz brauchen wir, um vergleichen zu können, wie das Können eines Kindes in Bezug zu anderen Kindern derselben Altersklasse einzuordnen ist. 
Doch um die Ergebnisse der standardisierten-evaluierten Beobachtung richtig interpretieren und lesen zu können, brauchen wir zusätzlich freie und offene Beobachtungsverfahren. So kann beispielsweise ein Kind, das der Gruppe 3 nach dem Seldak zugeordnet wird, Förderungen benötigen, während ein anderes Kind derselben Gruppe, keine Förderung benötigt.

Die offenen und freien Beobachtungsverfahren meinen dabei, dass die pädagogische Fachkraft in der Beobachtungssituation offen ist für das, was das Kind ihr/ihm zeigt.  

Dadurch liefert die Beobachtung ein sehr umfassendes Bild, das die Beobachtung nach fünf Lerndispositionen reflektiert. 
1. interessiert sein
2. engagiert sein
3. Stand halten bei Problemen und Schwierigkeiten
4. sich ausdrücken und mitteilen können (dazu gehört auch zuhören zu können)
5. in einer Lerngemeinschaft mitwirken und Verantwortung übernehmen zu können

Bezüglich dieser Punkte im Sinne des formativen Assessment sollte nicht nur auf das Kind geachtet werden, sondern auch auf das „wir“: Welche Möglichkeiten bieten wir dem Kind zur Entwicklung? Hat das Kind beispielsweise die Möglichkeit über einen längeren Zeitraum kontinuierlich an einem Thema zu arbeiten?

Beobachtung ist die Grundlage der pädagogischen Arbeit in Kindertagesstätten. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Kind, aber auch auf der pädagogischen Fachkraft und der Einrichtung selbst. Darum gilt es immer wieder mit fachlich korrekten, passenden, methodischen Ansätzen zu arbeiten, um das Kind in seinem Selbst wahrzunehmen und um sich selbst in der eigenen pädagogischen Arbeit zu sehen.  

Standardisierte Beobachtungsverfahren

Besonders möchten wir sie auf zwei standardisierte Beobachtungsverfahren hinweisen. Zum einen die Kuno Beller Entwicklungstabelle und zum anderen die Entwicklungsbeobachtung und -Dokumentation (EBD) nach Petermann, Petermann und Koglin. 

Die Beller Entwicklungstabelle ist wohl derzeit das umfangreichste und differenzierteste Beobachtungsverfahren zur Einschätzung der kindlichen Entwicklung. Es umfasst die Altersspanne von 0-10 Jahren. Durch die Auswertung wird deutlich, in welchen Bereichen und auch in welchen Entwicklungsphasen das Kind seine Stärken hat und wo noch Unterstützungsbedarf besteht.

Das Bearbeiten der Beller Entwicklungstabelle ist sehr umfangreich und aufwendig und auch nicht für jedes Kind gedacht. Doch gerade für die Kinder, bei denen wir uns kein klares Bild verschaffen können, bei denen wir glauben, dass die ggf. mehr Unterstützung brauchen, verhilft die Tabelle uns zu einer umfassenden Einschätzung und bietet dementsprechend auch Anhaltspunkte für Elterngespräche.

In der Entwicklungstabelle werden folgende Beobachtungbereiche näher betrachtet:

– Körperbewusstsein und –pflege 
– Umgebungsbewusstsein 
– Sozial- emotionale Entwicklung 
– Spieltätigkeit 
– Sprache und Literacy 
– Kognition 
– Grobmotorik 
– Feinmotorik   

Die Entwicklungsbeobachtung und -Dokumentation (EBD) nach Petermann, Petermann und Koglin ist ein niedrigschwelliges Verfahren und es ist in zwei Varianten verfügbar. Einmal für die Altersgruppe 3-48 Monate und einmal für Kinder von 48-72 Monaten. In diesem Beobachtungsverfahren wird die Entwicklung anhand des „Meilenstein-Prinzips“ eingeschätzt. Das bedeutet, dass die beschriebenen Verhaltensweisen von ca. 95% der Kinder bis zu dem jeweiligen Alter gezeigt werden.
Es werden folgende Entwicklungsbereiche näher betrachtet:

– Haltungs- und Bewegungssteuerung 
– Fein- und Visuomotorik 
– Sprache 
– Kognitive Entwicklung 
– Soziale Entwicklung 
– Emotionale Entwicklung 

Mehr zum Thema Beobachtung in unserem aktuellen Rundbrief. 

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